Soldatenfriedhof

„Kriegsgräberstätte“ als letzte Ruhestätte

Friedhof in Berlin Immer mehr setzt sich der Begriff „Kriegsgräberstätte“ für die bislang als Soldatenfriedhof bezeichnete Ruhestätte durch. Dies leuchtet ein, zumal längst nicht alle auf einem solchen Friedhof begrabenen Verstorbenen wirklich Soldaten waren. Auch Zwangsarbeiter, ehemals Inhaftierte oder andere Opfer kriegerischer Handlungen fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Dies ändert jedoch nichts daran, dass Soldatenfriedhöfe neben dem Ort des Andenkens und Erinnerns immer Stätten der Mahnung bleiben werden.

Erhalt von Kriegsgräberstätten

Das im Jahr 1977 formulierte und vier Jahre später von der Bundesversammlung verbindlich angenommene Zusatzprotokoll zu den Genfer Abkommen von 1949 fordert den Erhalt der Kriegsgräberstätten. So sind die Staaten dazu verpflichtet, die unverminderte „Achtung und Instandhaltung“ von Friedhöfen mit Opfern des zweiten Weltkriegs sicherzustellen. Dies gilt nicht nur für die Soldaten und kriegsbedingt verstorbenen Menschen der eigenen Nation, sondern für alle Nationalitäten. Die Aufgabe zur Pflege und Erhaltung der Kriegsgräberstätten wurde den jeweiligen Gemeinden übertragen. Um die Aufrechterhaltung der Grabstätten von deutschen Kriegsopfern im Ausland kümmert sich der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.; ein wichtiger Auftrag, der dem Verein von der Bundesregierung übertragen wurde.

Kriegsgräberstätten als Mahnung für den Frieden

Der Blick der Menschen auf die Kriegsgräberstätten hat sich im Lauf der letzten Jahrzehnte gewandelt. Einstmals als Orte des Heldengedenkens verehrt, gelten sie heute vielmehr als Mahnmale für Frieden und existenzielle Sicherheit und wenden sich gegen Krieg und kriegerische Gewalt. Aber auch dem persönlichen Gedenken an die Kriegsopfer aus den Reihen der eigenen Familie dienen Kriegsgräber, zum Abschied und dem Bewahren von Erinnerung und Andenken.

Soldatenfriedhöfe im Blickpunkt der Öffentlichkeit

Da nicht nur Soldaten in diesen Ruhestätten begraben wurden, sondern auch zivile Opfer von Zwangsarbeit und Gewaltherrschaft im Nationalsozialismus, ist die Bettung zur letzten Ruhe auf einem gemeinsamen Friedhof nicht unumstritten. Der Umstand, dass sich sowohl die Gegner und Widersacher dieser Gewaltherrschaft als auch diejenigen, die Nazi-Deutschland mit Vaterlandsliebe und Verbundenheit dienten und in den Krieg zogen, eine Stätte der Erinnerung teilen, wird von vielen Nachkommen als kritisch betrachtet. So erhielten beispielsweise die Soldatengräber des Weimarer Hauptfriedhofs im Jahr 1992 neue Grabkreuze aus Stein, auf denen auch die Dienstgrade der Toten sichtbar waren. Es stellte sich danach heraus, dass auch ehemalige Angehörige der Waffen-SS und KZ-Aufseher hier ihre letzte Ruhe fanden. Auf Proteste der Öffentlichkeit hin wurden diese Angaben aus den Steinkreuzen herausgefräst, was aber letztlich an der Tatsache, dass sich Nazigegner und -diener diese Ruhestätte teilen, nichts änderte. Auch dieser Umstand trägt dazu bei, sich auf die allgemeine Bezeichnung Kriegsgräberstätte zu einigen und diesen Ort als Appell für Frieden anzusehen, auf den Menschen aller Nationalität, Gesinnung und Glaubensrichtung einen Anspruch haben.

Die Friedhöfe, Grabstätten und Gedenksteine

Nicht alle Kriegsgräberstätten sind eigene, nur diesem Anlass gewidmete Orte. Vielmehr finden sich auf normalen zivilen Friedhöfen oft auch Bereiche, die ausschließlich den Kriegstoten gewidmet sind. Viele kleinere Gemeinden haben darüber hinaus Soldatengrabfelder eingerichtet, oft auch direkt an den Orten ehemaliger Schlachten und Kampfhandlungen. Da viele Soldaten nicht aus dem Krieg zurückkamen, sondern irgendwo unterwegs ihren Tod fanden und heute als verschollen gelten, wurden auch andere Formen des Gedenkens erdacht. Und die Zahl dieser Vermissten ist immens groß. Sofern sie namentlich bekannt sind und als verschollen gelten, findet sich das persönliche Gedenken an sie meist durch Gravur auf Gedenktafeln oder auch Gedenksteinen. Und auch die vielen anonymen Toten der beiden Kriege erfahren Erinnerung durch entsprechende Tombeaus.

Die Opfer von erstem und zweitem Weltkrieg

Auf den Friedhöfen mit den Opfern des ersten Weltkriegs sind überwiegend diejenigen Menschen bestattet, die bei den Kampfhandlungen in den nordöstlichen und südwestlichen Grenzgebieten ums Leben kamen. Aber auch die sterblichen Überreste der Lazarett-Toten und Opfer der ersten Bombenangriffe auf Deutschland finden sich in den Gräbern. Weniger gab es auf diesen Friedhöfen Bestattungen von Soldaten, die im eigenen Land fielen, da – außer in Oberelsass und Ostpreußen – nur relativ wenig auf deutschem Gebiet gekämpft wurde. Weit höher war die Zahl der Zivilisten und Soldaten, die im zweiten Weltkrieg auf deutschem Boden umkamen. Vor allem ab dem Jahr 1944 erhöhte sich die Zahl dieser Opfer sprunghaft. Unter den vielen Friedhöfen, auf denen die Toten des zweiten Weltkriegs bestattet wurden, erlangte der Soldatenfriedhof Kolmeshöhe in Bitburg Bekanntheit, als der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl diesen Ort der Trauer zusammen mit dem US-Präsidenten Ronald Reagen aufsuchte. Die Tatsache, dass unter den Beerdigten auch 43 ehemalige Angehörige der Waffen-SS waren und man ausgerechnet diesen Soldatenfriedhof für den gemeinsamen Besuch auswählte, erregte allgemeines Unverständnis.

Onlinefriedhof oder virtueller Friedhof – die neue Form des Gedenkes

Als virtuelle Friedhöfe oder auch Internetfriedhöfe bezeichnet man Websites, die sich dem Andenken Verstorbener widmen. Sie bieten der Trauergemeinde die Möglichkeit zur Bezeugung ihrer Kondolenz an und ermöglichen auch eine umfassende Darstellung des Lebenswerks und der Persönlichkeit des Verstorbenen. Seit Anfang der 90er Jahre finden sich – ausgehend von US-amerikanischen Internetseiten – derartige Onlinefriedhöfe. Sie gelten allerdings nicht als unumstritten, da sie das persönliche Abschied nehmen an der Grabstätte nicht ersetzen können. Und auch die Gefahr von Schändung des Kondolenzbuchs ist – zumindest bei unmoderierten Objekten – nicht ausgeschlossen. Auch für gefallene Soldaten ist es auf manchen Portalen möglich, eine virtuelle Trauerkerze anzuzünden.

Friedhöfe sowjetischer Kriegsgefallener in Deutschland

Die gewaltigen Zahlen nicht nur deutscher, sondern auch sowjetischer Opfer belegen die Intensität der Kriegshandlungen und die Grausamkeit der technisierten Waffen. In Deutschland gibt es mehr als 750.000 Gräber sowjetischer Soldaten. Allesamt gefallen auf deutschem Boden, überwiegend im zweiten Weltkrieg. Sowohl Einzelgräber als auch Kriegsgräberstätten, die sich der Erinnerung Tausender Soldaten widmen, finden sich in diesen Zahlen. Es handelt sich bei diesen Toten überwiegend um Soldaten der roten Armee, aber auch um Kriegsgefangene und Opfer von Zwangsarbeit.